„Hello, how are you doin'?“ oder „Hey, how was your week?“ ist die übliche Begrüßung hier und antworte darauf bitte nicht ehrlich, es geht dir entweder gut oder nicht schlecht aber erzähle dem anderen bloß nicht, was dich wirklich beschäftigt. Beziehungen bzw. Gespräche sind hier meist oberflächlich, während man in meinem Umfeld zu Hause nach Authentizität und Tiefgründigkeit in Freundschaften und dem, wie man sich gibt, strebt, ist hier genau das Gegenteil der Fall.
Auch sonst konnte ich im Alltag einige Unterschiede feststellen, zudem ich ja umgezogen bin und nun mit 3 Kanadiern und einem Chilenen zusammenwohne. Anscheinend ist Strom und Wasser, so wie ein unbegrenztes Datenvolumen für Internet hier ziemlich teuer was dazu führt, dass ich in diesem Haushalt z.B. gebeten worden bin, meine Wäsche nach 19 Uhr oder am Wochenende zu waschen, und einige andere Regeln. (Falls ihr mehr Interesse an den Alltagsunterschieden habt, die beiden fassen es eigentlich ganz gut zusammen: www.youtube.com/watch?v=98EIa6Kq6LI) Mein neues Zimmer ist für die Verhältnisse hier ziemlich groß und hell (Südseite) und auch ganz schön eingerichtet (ein Hoch auf IKEA), es entspricht zwar nicht meinen Vorstellungen von Sauberkeit (was sich leider auch nicht ändern lässt) aber ist ein schöner Rückzugsort. Über einen Aspekt in meinen neuen Wohnverhältnissen haben sich einige von euch schon gut amüsiert, deswegen teile ich ihn mal mit euch allen, das gemeinsame Bad ist im Keller der Haushälfte und ich kann normal im Raum gerade noch so aufrecht stehen, in der Dusche allerdings nicht mehr, man bemerke, ich bin ja nur knapp 1,8 m, mein einer Mitbewohner ist noch etwas größer und hat sein Zimmer in dem Keller, er kann dort also auch nicht stehen.
Die letzte Woche habe ich vor allem die Ruhe und Privatsphäre ohne viele Menschen um mich herum genossen, aber auch das für Toronto untypisch warme Wetter mit ca. 10 °C und Sonnenschein. Ich hab einzelne Stadtteile wie „Koreatown“ und „Little Italy“ erkundet, was in Little Italy witzig war, ich war zur Mittagszeit dort, und kaum bin ich um die eine Ecke gebogen roch es nach italienischem Essen. Außerdem bin ich dabei mich mit Kanadas Sport schlechthin, wie bei uns Fußball, Eishockey anzufreunden. Mit einer Bekannten war ich bei einem Spiel der Toronto Marlies gegen die Manitoba Moose. Die Toronto Marlies, sind allerdings nicht Toronto's Topmannschaft, was Eishockey angeht, das sind die Maple Leafs, die sind auch in der NHL, wozu auch US-amerikanische Teams gehören. Die Marlies gehören „nur“ zur AHL der Talentschmiede für die NHL, das haben zumindest meine Internetrecherchen ergeben :-). Zu diesem Kennenlernen gehört auch die „Hockey Hall of Fame“, ein Hockey Museum und der Ort, wo der StanleyCup (anscheinend der Pokal des Sports) ausgestellt ist. Es hat gewisse Vergleichbarkeit mit dem deutschen Fußballmuseum in Dortmund.
In der Zwischenzeit beschäftige ich damit, was ich ab Mitte April für knapp einen Monat so machen werde und warte auf Antworten und Führung, es wäre cool, wenn ihr dafür beten könntet. Außerdem hab ich festgestellt dass das komplett unverplant sein und in den Tag hineinleben nicht so mein Fall ist (obwohl zum Teil wusste ich das auch vorher schon :) ), also schmiede ich parallel mich einigen anderen Menschen Pläne, wo man denn dann so hinreisen könnte, genaueres erfahrt ihr dann ja, wenn ich dort angekommen bin.
Vor ein paar Tagen habe ich mir Gedanken über mein Fundament gemacht. Mein Fundament im Glauben und Alltag, worauf gründe ich mich, was ist meine Bewehrung, mein Beton, der mich zusammenhält. Ich mag dieses Bild, denn aufgrund meines „Berufs“ kann ich es gut nachvollziehen. Ohne das richtige Fundament bleibt das Haus nicht stehen. Es kommt auf die Bodenqualität an, ob ich auf Fels, Sand, Lehm oder Schotter baue, macht einen Unterschied nicht nur in Gleichnissen, sondern auch in der reellen Umsetzung. Wenn ich den Beton nicht dem Boden anpasse, hält das Fundament nicht. Wenn ich mich in einer für mich schlechten Umgebung nicht umso fester in Gott „frostfrei“ gründe, falle ich um, wenn ich, um in dem Bild der Bibel zu bleiben auf die falschen Dinge, den Sand, setze, rutscht irgendwann alles weg. Ein „normales“ Fundament heute hat eine Bewehrung (den Stahl im Inneren des Betons), für mich sind diese Bewehrung Gottes Reden, wenn ich sie nicht verinnerliche und für mich annehme, entstehen wie, wenn die Bewehrung nicht komplett vom Beton umschlossen ist, Schäden. Ich muss Gottes Wort glauben, seine Gebote in meinem Leben befolgen. Neben der Bewehrung gibt es den Zement, der in Reaktion mit Wasser das Gestein bindet. Das Gestein sind meine Familie, Freunde, Beruf, Alltag, Charaktereigenschaften, Vorlieben und weiteres, alles ist individuell, kleinteilig und gehört zu mir, es definiert mich doch ohne das Bindemittel, in diesem Fall das Zementgemisch funktioniert es nicht. Dieser Zement – meine Seele, die mich zusammenhält, der besteht aus weiteren Bestandteilen und eins davon ist Gips welches, den Bindeprozess verlangsamt, so beeinflusst meine Beziehung zu Gott mich, sie verlangsamt oder beschleunigt je nach Menge meinen Alltag. (Matt. 7,24-26; 1 Kor. 3,10-13; Eph. 2,19-22) In den weiteren Gedanken geht es um das Haus an sich und seine Lasten.
Ich hätte außerdem nie gedacht, dass ich mir mal wünschen würde in Baustofflehre besser aufgepasst zu haben, um mich näher mit den Eigenarten dieses Bauteiles und seiner Zusammensetzung auseinandersetzen zu können. Genauso wie ich in Freihandzeichnen damals den Gedanken von Christus lebt in mir (Gal 2,20) mithilfe der Bedeutungen von Kreis und Quadrat besser verstanden habe. Gott wusste ganz genau, warum er diese Türen geöffnet hat, damit ich Architektur studiere und sein Wort besser verstehe :). Bis zum nächsten mal und Danke, dass ihr an meinem Innenleben teilhabt.
Tag, meine Zeit hier Downtown im direkten Stadtzentrum von Toronto neigt sich am Samstag dem Ende, denn dann ziehe ich in ein WG Zimmer, etwas weiter außerhalb, zumindest bis Anfang April, mal sehen wie das so ist, weil ich das Zimmer vorher nicht besichtigen konnte. Vielen Dank für alle eure Gebete und Hilfe beim suchen. Ihr wisst nicht wie viel mir das bedeutet. Wie viel es wert ist wenn man weiß irgendwo auf der anderen Seite des Ozeans denken Leute an dich im Gebet. Mir wurde ein Vers gewünscht für die Reise aus Jesaja 41, 10 und als ich den an meinem ersten Abend hier, wo ich völlig fertig hier angekommen bin gelesen habe, ist mir eine andere Passage aufgefallen wie ich vorher mal unterstrichen hatte nämlich Jesaja 43,1-5:
."...Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein! Wenn du durch Wasser gehst, will ich bei dir sein, und wenn du durch Ströme gehst, sollen sie dich nicht ersäufen. Wenn du ins Feuer gehst, wirst du nicht brennen, und die Flamme wird dich nicht versengen. Denn ich bin der HERR, dein Gott, der Heilige Israels, dein Heiland. ... Weil du teuer bist in meinen Augen und herrlich und weil ich dich lieb habe, gebe ich Menschen an deiner statt und Völker für dein Leben. So fürchte dich nun nicht, denn ich bin bei dir. ..."
In den letzten Tage bin ich zwischendurch wie ein "normaler" Tourist durch die Stadt geirrt, noch einmal durch den St. Lawrence Market, durch das Finanzviertel mit dem Dominion Bank Center von Mies van der Rohe, durch die PATH - Torontos Stadt unter den Hochhäusern, Kensington Market mit seinen kleinen Läden und Secondhand-Shops und Chinatown. Apropos man denkt ja, dass die Chinesen vieles bauen was europäischen Gebäuden oder so nachempfunden ist, die Kanadier können das auch, die haben auch ihr Flatiron Building (ein dreieckiges Gebäude in New York), offiziell heißt es Gooderham Building und hat gewisse Ähnlichkeiten mit dem Original.
Vielleicht hab ich jetzt was vergessen in der Aufzählung dann fällt es mir bestimmt wieder ein.
Oh genau Poutine hab ich heute gegessen, ein weiteres kanadisches Gericht (Pommes mit Käse und Bratensoße) und Schlittschuh laufen war ich die Tage auch, was ziemlich cool ist, denn auf dem Platz vorm Rathaus ist im Sommer vermutlich ein Springbrunnen, nur jetzt hat man daraus eine Eisbahn gemacht die allen einfach kostenlos zugänglich ist, ich musste nur Schlittschuhe ausleihen(gar nicht mal so schlecht die Leihdinger).
Mein Highlight der Woche bis jetzt war aber gestern ein NBA-Spiel. Die Toronto Raptors haben gestern mit 90:85 gegen die Charlotte Hornets gewonnen. Ich hab ja nicht wirklich viel Ahnung von Basketball und schon gar nicht von der Liga, also mit all den Vereinen und so, ein paar Namen kenne ich vielleicht. Aber es war echt ein spannendes Spiel mit ner super Stimmung im Stadion. Und ganz viel Show und Entertainment drum herum. Auf jeden Fall ne Erfahrung wert.
Hey ihr, so viel hat sich noch nicht getan in den letzten zwei drei Tagen, außer wie ihr seht das Layout vom Blog(wer das nicht sieht, löscht euren Browserverlauf) und ein bisschen coole Schleichwerbung für Adonia. Da macht das Schreiben direkt mehr Spaß. Danke Simon!!!
Ich bin noch ziemlich viel mit Sightseeing beschäftigt. Samstag habe ich mit ein paar Leuten aus dem Hostel die Supermärkte, etwas kanadisches Essen wie im BeaversTail(übersetzt Bieberschwanz ;) - frittierter Teig mit Süßigkeiten oben drauf) und den St. Lawrence Market, wo es verschiedene Marktstände aus allen möglichen Ländern mit Lebensmitteln gibt und das Brauerei Viertel, was jetzt ein edles Hipster Ding mit fast nur Kunstgalerien ist, erkundet.
Heute (Sonntag) schneit es schon den ganzen Tag und als ich Mittags vom Gottesdienst kam bin ich mehr als knöcheltief im Schnee versunken, denn sowas wie Winterdienst gibt es hier nicht, selbst in ner Großstadt wie Toronto, einzelne Läden machen ihren Teil des Gehwegs sauber aber das wars.
Also, falls ich mich in Deutschland mal wieder drüber beschweren sollte, erinnert mich bitte dran.